Foto: privat
Joana Müller
Die Natur und Pflanzenwelt eines Gartens zu entdecken ist ein Abenteuer für Kinder. Besonders Stadtkinder lernen so, wo das Obst und Gemüse aus dem Supermarkt eigentlich wirklich herkommt. Doch Garten bedeutet nicht nur Erholung und Genuss, sondern auch Arbeit und Zeitaufwand.
Wie ich Familienleben und Gartenarbeit schlau kombiniere, erzählt uns Joana Müller von der Gartenakademie Sachsen-Anhalt.
Was sind die Vorteile eines eigenen Gartens?
Jeder findet in einem Garten Erholung und Entspannung. Sei es nach einem anstrengenden Arbeits- oder Schultag oder wenn einem einfach danach ist, die Seele baumeln zu lassen. Ein Garten ist aber natürlich auch immer ein Stück Arbeit, denn es gibt immer was zu tun. Aber Rasen mähen, Pflanzen säen und auch das unbeliebte „Unkraut“ jäten, wirken sich meist schon nach kurzer Zeit positiv auf das eigene Wohlbefinden aus. Bei der Arbeit im Grünen sinken Stresspegel und Blutdruck. Probleme und Sorgen sind für den Moment vergessen und die Sonne und die frische Luft tun der Seele gut. Die ganze Familie kann zusammen gärtnern und dabei riechen, hören, naschen und entdecken.
Inwieweit bereichert ein Garten das Familienleben?
Ein Garten ist ein Ort der Begegnung. Mit sich selbst, der Natur, der eigenen Umwelt und vor allem mit seiner Familie. Er bietet einen gemeinsamen Ort für alle, in dem sich dennoch jeder sein eigenes Fleckchen gestalten kann. Während die Erwachsenen im Garten arbeiten oder gemütlich auf der Sonnenliege die Ruhe genießen, können die Sprösslinge auf Entdeckungstour gehen. Eltern können gewiss sein, dass sich ihre Kinder im Garten vernünftig beschäftigen und beim Aufenthalt an der frischen Luft auch noch die Abwehrkräfte stärken. Kinder sehen, dass sich ihre Eltern fürsorglich um Pflanzen und Tiere im Garten kümmern und beginnen auf diese Weise, ein Bewusstsein für einen respektvollen Umgang mit der Natur zu entwickeln. Gemeinsam zu beobachten, wie aus einem Samen eine große Pflanze wird, wie sich Blüten entwickeln und am Ende köstliche Früchte gedeihen, die mit Stolz genascht werden können, schweißt zusammen. Und je öfter Kinder mithelfen und lernen dürfen, umso lieber werden sie auch beim nächsten Mal dabei sein.
Wie kann ich meinem Kind das Gartenleben schmackhaft machen und es aktiv zur Mitarbeit anregen?
Es gibt verschiedene Wege den Nachwuchs zu unterstützen, selbst zum kleinen Gärtner zu werden. Damit Kinder die Lust am Garten nicht verlieren, sind besonders schnell wachsende Pflanzen, wie Zucchini, Gurken oder Kürbis geeignet. Interesse wecken auch unterschiedlich bunte Blumen, Blütenformen und Duftpflanzen wie Zitronenmelisse, Minze und Lavendel. Besonders Spaß macht natürlich das Naschen direkt vom Strauch. Himbeere, Johannisbeere, Tomate und Zuckerschote sollten da nicht fehlen. Schon im Kindergartenalter können die Kleinen aktiv in die Gartenarbeit eingebunden werden. Sie können Löcher für Jungpflanzen buddeln, Samen setzen, Kompost verteilen, Beete gießen oder beim Bau eines Insektenhotels helfen. Sind Kinder schon in der Lage mit Gartengeräten umzugehen, ist ein eigenes kleines Beet, in dem sie pflanzen können, was sie wollen, das Größte. Stolz sind die kleinen Gärtner besonders, wenn sie sehen, dass aufgrund ihrer eigenen Fürsorge aus einem Samen oder einem kleinen Strauch z. B. eine schmackhafte Tomate oder eine süße Himbeere geworden ist. Werden diese dann auch noch gemeinsam zu Hause zu einer leckeren Tomatensauce oder einer Marmelade verarbeitet, können aus „Gemüse- und Obstverweigerern“ auch ganz schnell „Gemüse- und Obstliebhaber“ werden. Auch wer keinen Garten hat, kann mit Kindern z. B. Kräuter wie Schnittlauch, Petersilie, Basilikum, Minze und Kresse in Kübeln und Töpfen auf Balkon und Fensterbank ziehen. Eltern sollten ihren Kinder beim Gärtnern mit Rat und Tat zur Seite stehen und wenn nötig auch einmal ungesehen „Unkraut“ entfernen oder gießen, um die Freude der Kleinen am Gärtnern, nicht durch Fehlschläge zu trüben. Gärtnern sollte immer mit Spaß betrieben werden und nur so lange, wie die Kinder Freude daran haben. Ist die Lust einmal vorbei, kann das Sammeln von Pflanzen für ein Herbarium oder das Zeichnen des Lieblingsbaums, auf andere Art Lust auf den Garten machen.
Lauern im Garten für Kinder Gefahren, denen ich mir bewusst sein sollte?
Gefahren, das klingt ein wenig drastisch. Dinge, die zu beachten sind, trifft es besser. Vor allem für Kleinkinder sind Teiche und Tümpel sowie Regentonnen kindersicher zu gestalten. Das kann ein Zaun um die Wasserflächen sein, der nicht überklettert werden kann oder für Regenbecken eine sichere Abdeckung. Bei der Pflanzenwahl ist darauf zu achten, dass es auch giftige Vertreter wie Efeu, Goldregen, Kirschlorbeer, Pfaffenhütchen oder Robinie gibt, die nicht unmittelbar in die Spielräume der Kinder gehören, genauso wenig wie gefährliche Substanzen. Aber wie in allen Bereichen des Lebens mit Kindern, sind Sicherheitsvorkehrungen gut, aber in Kombination mit der Aufklärung über die Gefahren, sind sie besser. Eltern sollten sich die Zeit nehmen und aktiv mit den Kindern über die Gefahren im Garten sprechen, ihnen zeigen welche Pflanzen sie anfassen und essen dürfen, wo sie spielen und welche Geräte sie nutzen dürfen. So lernen schon die Kleinen sich sicher im Garten zu bewegen und ihn mit allen Sinnen genießen zu können.
Gibt es Tipps und Tricks, die ich beim Anlegen eines Gartens beachten sollte?
Bei der Gartengestaltung sind der eigenen Kreativität keine Grenzen gesetzt. Um aber Erfolg beim Gärtnern zu haben und sich lange an prachtvollen Blumen erfreuen zu können, sollte immer auf die richtige Pflanze für den richtigen Standort geachtet werden. So mögen es manche sehr schattig und andere wiederum lieben den ganzen Tag die volle Sonne. Um nicht nur der Familie ein gesundes und natürliches Umfeld zu schaffen, sondern auch zahlreichen Insekten und anderen Kleintieren, wie dem Igel, ein zu Hause zu bieten, sollte auf jegliche chemische Substanzen im Garten verzichtet und hier und dort ein paar „wilde Ecken“ gelassen werden. Ohne die Verwendung von Torf, leicht löslichen Mineraldünger und Pestizide, fühlen sich auch Marienkäfer, Laubfrosch, Schmetterling & Co im Garten wohl. Kindern macht es großen Spaß sie summen zu hören, schwirren und krabbeln zu sehen. Je naturnäher und vielfältiger ein Garten ist, desto reichhaltiger sind auch die Erlebnisse, die Kinder dort erfahren können. Sobald sie alt genug sind, um bei der Gestaltung des Gartens einbezogen zu werden, sollten ihre Wünsche in der Planung berücksichtigt werden. Wo soll der Sandkasten hin, welches Obst soll wachsen, welche Kräuter sollen im Garten duften? Durch die frühe Teilhabe am Geschehen wächst von Anfang an der Bezug zum Garten. Eltern sollten sich bewusst sein, dass ein Garten mit und für Kinder auch immer ein wenig Chaos mit sich bringt. Kinder wollen experimentieren, bauen, konstruieren und spielen und werden dabei die ein oder andere Spur hinterlassen. Um das Chaos ein wenig zu ordnen, sollten Räume für aktive Bewegung, ruhiges Spielen und Ausruhen eingerichtet werden. Baumhaus, Sandkasten, Kletternetz, Hängematte, Weidentipi oder die klassische Schaukel am Baum werden auf große Begeisterung stoßen.
gARTenakademie Sachsen-Anhalt e. V., Am Gutshof 2, Tel.: 039085/ 305, www.gartenakademie-sachsen-anhalt.de
Tipp: In der Altmark auf dem historischen Gut Zichtau bei Gardelegen hat die gARTenakademie Sachsen-Anhalt e. V. ihren Sitz. Auf dem Gutsgelände und im Dorf können sich Familien in derzeit insgesamt 16 Mustergärten über ökologische Gartengestaltung informieren, im Landschaftspark spazieren gehen oder an einer der zahlreichen Seminare und Workshops rund um Gartenbau, Gartenkunst und Gartendenkmalpflege teilnehmen.
Stand: Juni/Juli 2014