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Mobil mit dem öffentlichen Personenverkehr
Wie bewegen wir uns im Jahr 2030 durch unsere Stadt? Wir haben einen Blick in die Zukunft gewagt.
Fliegende und selbstfahrende Autos schweben durch die Stadt. Das ist ein häufig genutztes Bild, wenn es um die Darstellung vom Leben im 21. Jahrhundert geht. Doch sieht so schon die nahe Zukunft aus? Fakt ist, um ein zufriedenstellendes Leben in der Stadt zu führen, ist es wichtig schnell von A nach B zu kommen und dafür gut ausgebaute Wege vorzufinden. Ob sich diese Wege als Fahrbahnen, Radwege oder Straßenschienen zeigen, darum kümmert sich bei uns das Magdeburger Stadtplanungsamt. Dort ist Mario Schröter Leiter der Abteilung Verkehrsplanung. Gerade entwirft er mit seinen Mitarbeitern, der Stadtverwaltung, der Kommunalpolitik, der Wirtschaft sowie Vertretern sonstiger öffentlicher Belange den Verkehrsentwicklungsplan für Magdeburg bis zum Jahr 2030 und darüber hinaus. Für die Planung schauen sie sich die Vor- und Nachteile von Rad-, Auto- und Straßenbahnverkehr an und versuchen, von allem das Beste zusammenzubringen. Auch die Magdeburger Bürger durften sich zu ihren Wünschen in Sachen Mobilität äußern. Mehrere tausend Meinungen gingen ein. Die Auswertung dazu läuft noch.
Mario Schröter macht deutlich, dass das stärkere Umweltbewusstsein und die Elektromobilität in Zukunft wichtige Rollen einnehmen werden. Die Stadt strebt an den Autoverkehr zu reduzieren und die Nutzung von Bus und Bahn sowie Fahrrad attraktiver zu machen. Das bringt auch ein verändertes Stadtbild mit sich. „Gut vorstellbar ist eine andere Straßenaufteilung, die den öffentlichen Straßenraum lebenswerter gestaltet und damit z. B. Platz für grüne Alleen schafft. Wir streben eine Stärkung des Umweltverbundes an. Eine Maßnahme kann dabei die Schaffung einer größeren Anzahl sicherer Abstellmöglichkeiten für Fahrräder in der Innenstadt sein.“, sagt Schröter.
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Öffentlicher Nahverkehr in Magdeburg
Und statt mit dem Auto in den Stadtkern zu fahren, soll zukünftig der öffentliche Nahverkehr stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken. Der Straßenbahnverkehr wird dafür weiter ausgebaut, die Nutzungsweise vereinfacht und die Bahnen sollen noch verlässlicher und regelmäßiger fahren. Nach der Fertigstellung der Gleisanlagen auf der Wiener Straße wird dort ab 2018 weiter an einem Anschluss nach Buckau gearbeitet. Außerdem wird an einer Streckenerweiterung in den Norden (Kannenstieg) gebaut, die nach Fertigstellung den derzeitigen Knotenpunkt, nämlich den Breiten Weg, entlastet. Insgesamt kann man dann auch bei Störungen flexibler reagieren und weniger Bahnen müssen ausfallen.
Großprojekte, wie die Eisenbahnunterführung oder der Neubau der Elbbrücken, sollen das Verkehrsaufkommen in der Innenstadt besser regeln. Um das Zentrum der Stadt weiter zu beleben und gleichzeitig den Internethändlern Konkurrenz zu bieten, soll in Zukunft im Handel auf mehr Komfort gesetzt werden. Auch hier spielt wieder die Mobilität eine Rolle. Einkäufe müssen zum Beispiel nicht mehr selbst nach Hause gebracht werden, sondern werden von Dienstleistern bis vor die eigene Haustür transportiert. Plattformen wie www.magdekauf.de bieten bereits heute so einen Einkaufsservice an. Auch eine unterirdische Belieferung über Rohrleitungssysteme ist für Verkehrsplaner Mario Schröter vorstellbar. Die Ware wartet dann in einer Transportstation in der Nähe der eigenen Wohnung. „Natürlich ist das auch ein bisschen in die Glaskugel schauen“, meint Schröter, „Denn wer weiß schon, wie schnell die technische Entwicklung voranschreitet?“, sagt er offen. Doch das eigene Auto scheint schon heute an Bedeutung zu verlieren. Immer mehr junge Leute verzichten auf einen eigenen Wagen und Familien überlegen, sich statt dem Zweitwagen lieber ein Lastenrad zuzulegen.
Erste Unternehmen richten sich diesbezüglich bereits auf einen Wandel ein. So arbeitet die Magdeburger Wohnungsbaugenossenschaft (MWG) seit Mai dieses Jahres mit dem Carsharing-Service „teilAuto“ zusammen. Die MWG stellt 27 Carsharing-Fahrzeuge zur Verfügung, die von den Mietern bei Bedarf genutzt werden können. Automobile kommen so effizienter zum Einsatz und müssen weniger ein trauriges Dasein an der Bordsteinkante fristen. Auch das autonome Fahren wird in den nächsten Jahren verstärkt an Bedeutung gewinnen. Zunächst sieht Herr Schröter dieses Prinzip auf den Autobahnen umgesetzt. Durch die Leitplanken lässt sich hier schnell ein System integrieren, das dazu führt, dass sich die Wagen selbst verwalten. Dies führt zu weniger Unfällen und weniger Staus, weil das Tempo für alle gleich ist.
Apropos gleich. Ziel ist es auch, für die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs bis Anfang 2022 eine vollständige Barrierefreiheit zu erreichen. So steht es zumindest im § 8 Abs. 3 des Personenbeförderungsgesetzes. Die Anpassungen und Umbauten müssen allerdings ökonomisch leistbar sein. Zusätzliche Gelder sind dafür nicht in Aussicht gestellt worden. 37 barrierefreie Haltestellen wurden bereits von den Magdeburger Verkehrsbetrieben (MVB) gebaut. Die Busse und Straßenbahnen der MVB verfügen bereits seit mehreren Jahren über einen niedrigen Einstieg, was Rollstuhlfahrern oder auch Familien mit Kinderwagen die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel erleichtert.
So sind wir am Ende noch nicht bei den fliegenden Autos angekommen, aber wer weiß, was die nächsten Jahre noch für Überraschungen bereithalten. Mehr Grün, mehr Teilhabe und eine effizientere Nutzung der Fahrzeuge, dass alles klingt doch schon mal nach einem fairen Deal mit der Zukunft.