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Meditation am Strand
Alles ganz entspannt
Eltern lieben ihre Kinder. Sie tun alles Erdenkliche für sie und stecken selbst oft zurück. Warum nicht mal über die Liebe zu sich selbst nachdenken? Wir haben uns mit dem Thema Achtsamkeit beschäftigt und geben euch Tipps für einen entspannteren Familienalltag.
Achtsam sein, das ist der Schlüssel zur Entspannung. Doch wie finde ich in der heutigen Welt voller Stress und Hektik wieder zu diesem Zustand zurück? Die Natur kann dabei eine hilfreiche Stütze sein. Wissenschaftliche Erkenntnisse haben längst belegt, dass sich ein grüner Blätterwald positiv auf unser Gemüt auswirkt. Die Waldatmosphäre senkt nachweißlich Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol und sorgt in unserem Körper für Entspannung. Aber das ist längst nicht alles. Wer mehr über das Phänomen Wald erfahren möchte, dem empfehle ich mal einen Blick in das Buch „Der Biophilia Effekt“ von Clemens G. Arvay zu werfen.
Wir halten fest: Die Natur ist also schon mal ein wichtiger Aspekt, um zu unserem Ursprung und unseren innersten Bedürfnissen zurückzufinden. Da vermutlich trotzdem nicht jeder gleich in eine einsame Waldhütte mitten im Nirgendwo ziehen möchte, müssen wir erst mal mit den Ressourcen unseres eigenen Körpers arbeiten. Denn eines ist klar: in dem Hamsterrad, in dem sich viele in ihrem Alltag abstrampeln, lässt es sich nur schwer bewusst leben. Selbst Kinder haben teilweise bereits einen vollen Terminkalender, sind gestresst und leiden an Burnout. Wie konnte es soweit kommen?
"Kinder sind der Spiegel der Eltern und am Ende auch der der Gesellschaft.“, sagt Kerstin Wöhlbier vom Musikgarten Magdeburg. Haben wir als Erwachsene also zu viel Stress, geben wir diesen auch an unsere Kinder weiter. Das passiert häufig unbewusst. „Wenn die Eltern gestresst sind, werden die Kinder von diesem Gefühl genährt“, so Wöhlbier. Um aus diesem Kreislauf auszubrechen, muss ich mich selbst wieder ernster nehmen. Mich auch mal bewusst zurücknehmen, wenn ich spüre, dass ich an meine Grenzen komme. Denn Stress ist ein Gefühl und für seine Gefühle ist jeder selbst verantwortlich. „Nichts kann ohne Nahrung überleben, auch kein Gefühl. Alles was ich nähre, wächst. Alles was ich unbeachtet lasse, kann sich auch nicht entwickeln“, erklärt Kerstin Wöhlbier. Das lässt sich natürlich leichter sagen, als es umzusetzen ist.
Betrachten wir aber zum Beispiel den so oft publizierten Weihnachtstress. Möchte ich wirklich zur lieben Verwandtschaft reisen oder denke ich nur, ich müsste es tun, weil es von mir erwartet wird? Ist es wirklich nötig, dass Kind mit Geschenken zu überhäufen, statt einfach bewusst Zeit mit ihm zu verbringen? All das sind Fragen, die in unserem Alltag längst nicht mehr durchdacht werden oder von vorbestimmten Meinungen geprägt sind. „Es ist wichtig herauszufinden, was man selbst möchte und was einem gut tut“, sagt Kerstin Wöhlbier und fügt hinzu: „Achtsamkeit ist etwas, was wir entwickeln können. Haben Sie schon mal beobachtet, wie kleine Kinder spielen? Sie können sich manchmal stundenlang mit ein und derselben Sache beschäftigen und wirken tief darin versunken. Sie sind völlig im hier und jetzt. Genau darum geht es.“ Denn erst die Achtsamkeit führt uns zu einer größeren inneren Klarheit. Eine Klarheit, um Unnötiges zu vermeiden. „Ich muss mit mir im Reinen sein. Dann kann ich mich besser organisieren und darüber nachdenken, was möchte ich und womit fühle ich mich wohl“, so Wöhlbier.
Ergo: Eine Gesellschaft, die Unachtsam mit sich umgeht, ist empfänglicher für Werbebotschaften und leichter in eine bestimmte Richtung zu steuern. Davon abgesehen bremst uns dieses unreflektierte Handeln auch im Alltag.
„Es ist wichtig, zur Ruhe zu kommen, alles was mich nervt einfach mal aufzuschreiben oder gut zu überlegen, muss ich jetzt wirklich noch einkaufen oder warum gehe ich nicht mal ein Stück zu Fuß zur Kita meines Kindes, um mich dadurch selbst runterzuholen und neue Energie zu tanken?“, rät Kerstin Wöhlbier.
Dass dieser achtsame Umgang gerade Eltern häufig schwer fällt, weiß auch Anika Linke. Sie leitet das Kursstudio Well in Time und sorgt mit Yoga, Pilates und geführten Meditationsstunden für Entspannung. „Viele überhören die Signale ihres Körpers. Sie kommen gar nicht mehr zur Ruhe und merken es nicht einmal. Wir müssen einfach mehr auf uns achten, schließlich sind wir die wichtigste Person in unserem Leben. Einen Tag für sich haben. Etwas alleine machen. Da kommt man runter und verbringt ganz bewusst Zeit mit sich, das ist gut für das Selbstwertgefühl“, so Anika Linke.
Dabei ist es wichtig zu wissen, dass jeder anders entspannt. Der eine braucht Bewegung, der nächste Meditation oder eine kreative Aufgabe. Jeder muss für sich herausfinden, was ihn runterholt. Einige Tipps dazu geben wir im Folgenden. „Das schwierige dabei, sich solche Momente der Entspannung zu gönnen, ist immer damit anzufangen, danach läuft es oft ganz von allein“, macht Anika Linke Mut. Die Tür zur Entspannung ist also gar nicht so schwer zu finden, wir müssen nur mutig genug sein, sie auch zu öffnen. (kp)
Entspannte Eltern sind das Geheimnis entspannter Kinder
Kinder spüren sofort, wenn ihre Eltern gestresst sind. Selbst wenn man als Elternteil versucht, sich seine innere Anspannung nicht anmerken zu lassen. Vieles kommt unbewusst trotzdem an die Oberflächliche. Die Beratungsstelle „pro familia“ bietet Eltern auf Anfrage Entspannungskurse in Progressiver Muskelentspannung und in Autogenem Training an. Wer gern in der Gruppe vom oft stressigen Alltag ausspannen und vielfältige Anregungen für zu Hause mitnehmen möchte, der sollte auch mal einen Blick auf die vielen Anbieter im Bereich Yoga, Pilates, Reiki oder Tai-Chi werfen. Gönnt euch mehr Energie für den Alltag und schafft euch ein bewussteres Leben, für euch und eure Kinder!
Bewegung kann entspannen
Sich gemeinsam bewegen macht Spaß, stärkt die Bindung und bringt Körper und Geist in Einklang. Die Mama macht Yoga, die Tochter geht zum Kinder-Ballet. Es geht auch gemeinsam. Angebote wie der Mama-Kind-Tanz machen es möglich. Die gemeinsame Bewegung macht nicht nur Spaß, sie schweißt zusammen und entspannt. Denn die Mischung aus Leistungsdruck und Bewegungsmangel macht Schulkindern oft körperlich und psychisch zu schaffen. Beim Mama-Kind-Tanz konzentrieren sie sich auf ihren Körper und entdecken spielerisch, was sie alles können. „Es geht dabei um das gemeinsame Erleben und Entdecken der Bewegung und Entspannung zusammen mit dem Kind”, sagt die Tanz- und Theaterpädagogin Diana Körn.
Foto: Ronowsky
Entspannung durch Bewegung
Beim Mama-Kind-Tanz den Körper spüren und spielerisch entdecken
Unter dem Namen kinamo bietet sie verschiedene Bewegungsangebote an. Dabei werden einfache Yoga-, Tanz- und Spielelemente kombiniert. Im Vordergrund steht jeweils die Freude an der Bewegung. „Die Kinder bewegen sich selbstbestimmt durch den Raum und geben Impulse für Bewegung und Entspannung”, erklärt Diana Körn. Die Mamas und Papas beobachten, machen mit und lassen zu. „Das stärkt die Verbindung zum Kind und sensibilisiert für die kindlichen Bewegungen”, sagt Diana Körn. (aj)
Zu sich selbst finden
Wer Kinder beim Malen gedankenversunken in andere Welten eintauchen sieht, weiß um die beruhigende Wirkung, die kreative Betätigung haben kann. Zum Thema befragten wir Maria Niehle, Künstlerin und Kunsttherapeutin sowie Ariane Hölscher, Künstlerin und Bewegungspädagogin. (rb)
Foto: Kristin Plumbohm
Entspannung durch Kreativität
Maria Niehle bei der "Arbeit"
Was passiert bei künstlerischer Betätigung mit uns Menschen?
Maria: Kunst schafft Möglichkeiten, sich selbst auszudrücken und von Alltagszwängen zu befreien. Je öfter man sich diese Zeit nimmt, desto besser kann man sich darauf einlassen. Sich über Kunst selbst kennenzulernen, hilft Vor- und Nachteile eigener Verhaltensweisen zu verstehen und sich selbst zu akzeptieren. Beschäftigt man sich einfühlsam zusammen mit einer Person und ihrer Kunst, fühlt sie sich oft selbst besser „gesehen“ und wahrgenommen.
Foto: Rica Bünning
Entspannung durch Kreativität
Ariane Hölscher legt Mosaiksteine
Welche künstlerischen Aktionen können Familien im Alltag zur Entspannung nutzen?
Ariane: Für eine entspannte Atmosphäre sollten Eltern selbst Vorbild sein und Kindern einen Ruhepol und die Basis für Grundvertrauen bieten. Dazu gehört es, Bedürfnisäußerungen der Kinder wahrzunehmen und mit Ernsthaftigkeit zu behandeln. Kreatives Gestalten mit dem ganzen Körper spricht den Hauttastsinn, den Bewegungs- und Gleichgewichtssinn an, bis hin zur Tiefensensibilisierung. Beim Malen mit Händen oder Füßen spürt man die Farben und den Druck der Oberfläche. Auch der Rücken kann genutzt werden, als Region, die mit Vertrauen verbunden ist, da man nicht sieht, was hinter einem passiert.
Wie ein Tag am Meer
Salz gehört in die Suppe, na klar. Aber Salz in der Luft? In Salzgrotten gibt es sogar ganz schön viel davon – eben auch zum Einatmen. Denn das ist gesund: es reinigt und stärkt die Atemwege und die Haut, lindert die Beschwerden von Asthmatikern und Allergikern und unterstützt das Immunsystem.
Foto: Anja Jürges
Entspannung durch Wellness in der Salzgrotte
Eine Sitzung von 45 Minuten kommt einem Tag am Meer gleich. Die reine Natursole ist für jeden Organismus gesund und deshalb bereits für die Kleinsten geeignet. Für Eltern, die gemeinsam mit ihren Kindern die gesunde Luft atmen möchten, gibt es in den Salzgrotten der Stadt spezielle Familienzeiten. In diesen Zeiten ist das Ruhegebot in den Grotten aufgehoben und die Kleinen können mit Sandspielzeug im Salz spielen und dabei ganz nebenbei gesunde Luft tanken. (aj)
Rezept für Körperpeeling mit Meersalz für entspannte und seidig weiche Haut: Aus zwei Tassen Meersalz, zwei Esslöffel Milch und einem Teelöffel Mandelöl eine dickflüssige Paste anrühren. Ist diese zu fest, noch etwas Milch dazu; ist die Masse zu flüssig, noch etwas Salz dazu. Das Peeling nach dem Baden oder Duschen in kreisenden Bewegungen einmassieren, fünf Minuten einwirken lassen und lauwarm abspülen.
Sanfte Griffe
Massagen sind nur etwas für verspannte Schreibtisch-Täter? Von wegen. Sie wirken nicht nur auf die Muskulatur, sondern auch auf unseren Geist: Sie heben unsere Stimmung und entspannen. Doch bevor es ans Kneten geht, wird der Körper ausgestrichen. Mit flachen Händen, die sich gegeneinander verschieben, fährt der Masseur mit sanftem Druck über die Haut.
Diese wird dadurch erwärmt und besser durchblutet. Erst dann folgt das, was sich die meisten unter Massage vorstellen: Kneten, Klopften und kreisende Bewegungen. Die Wärme und die verschiedenen Grifftechniken lösen Verspannungen der Muskulatur.
Durch die Massage werden darüber hinaus aber auch Glückshormone ausgeschüttet, die Schmerzen reduzieren, Stress abbauen und die Stimmung heben. Was Mama und Papa entspannt, ist auch für Kinder gut. „Viele Schulkinder haben bereits mit zehn, zwölf Jahren wegen der schweren Ranzen Haltungsschäden und Blockierungen”, so Masseurin Corinna Wolfien. Sie sagt: „Ihnen tut oft eine Rücken-Schulter-Nacken-Massage gut.” (aj
Rezept für selbstgemachtes Massageöl: 100 ml Avocadoöl als Basis in ein dunkles Fläschchen füllen. Für einen entspannenden Duft jeweils fünf Tropfen Lavendel- und Kamillenöl hinzufügen, für entspannte und seidig weiche Haut kommen fünf Tropfen Calendulaöl hinzu. Alles gut durchschütteln und genießen.
Foto: roesli48/pixelio.de
Entspannung in der Sauna
Heiß und kalt
Zu einem richtigen Saunabad gehört nicht nur Hitze, sondern auch die Abkühlung mit einer erfischenden Dusche. Das eigentlich Gesunde ist nämlich der Wechsel von Wärme- und Kältereizen auf den Organismus. Denn dieser stärkt das Immunsystem, reinigt die Haut und regt zur Zellneubildung an, verbessert die Durchblutung, entspannt Muskulatur sowie Psyche und trainiert sanft den Herz-Kreislauf. In der Saunalandschaft des Soleparks Schönebeck/Bad Salzelmen sind bereits Kleinkinder willkommen. Im Relaxarium in Sudenburg kann man sogar eine Familiensauna inkl. Whirlpool mit Lichttherapie ganz für sich alleine buchen. (aj)