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Foto: © 2015 Twentieth Century Fox
Rico, Oskar und das Herzgebreche
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Rico und Oskar Inkognito
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Rico und Oskar und die Zwillinge
Rico, Oskar und das Herzgebreche
Kinostart: 11. Juni 2015
Nachdem Rico und Oskar bei ihrem letzten Abenteuer, („Rico, Oskar und die Tieferschatten“), den Schnäppchen-Entführer stellen konnten, sind sie fast ein bisschen berühmt in ihrer Gegend um „Die Dieffe 93“. Alles könnte so schön sein, würde Oskars Papa seinen Sohn nicht einfach bei den Dorettis abladen und verschwinden und würden die Kessler-Zwillinge aufhören zu nerven und würde Ricos Mama nicht in irgendwelchen krummen Geschäften mit der alten Elli drin stecken. Stattdessen sollte sie sich lieber mal darum kümmern, dass aus dem schicken Nachbarn Westbühl und ihr endlich ein Paar wird, und sowieso gibt es viel zu viel Herzgebreche und verwirrende Dinge, die die Bingo-Kugeln in Ricos Kopf zum Rotieren bringen.
Zum Glück ist Oskar da, um ihm beim Sortieren zu helfen und mit ihm zusammen den Fall um die diebische Elli und ihren zwielichtigen Sohn Boris zu lösen.
Filme, die auf berühmten Kinderbuch-Vorlagen basieren (und damit fast alle in Deutschland produzierten Kinderfilme), haben zwar den Vorteil, dass sie eine große Fan-Gemeinde mit sich bringen, müssen sich dafür aber auch dem harten Vergleich stellen. Gerade bei der „Rico und Oskar“-Reihe von Andreas Steinhöfel keine einfache Aufgabe, denn vieles, was den Charme dieser Bücher ausmacht, liegt in der Gedankenwelt des Protagonisten.
Nichtsdestotrotz sind es die von ihm geschaffenen Charaktere an sich, die schon im ersten Teil für begeisterte Scharen von kleinen Zuschauern gesorgt haben.
„Ich kriege Lawinen von Post [...], und jedes Mal steht da drin: Endlich fühlt und denkt mal einer so wie ich. Rico darf Fehler machen, Rico tapst von einem Fettnapf in den nächsten und springt auch noch darin rum. Der muss nicht perfekt sein“, erzählt Steinhöfel.
Nachdem der erste Teil erfolgreich von Neele Leana Vollmar umgesetzt wurde, wagt sich jetzt Regisseur Wolfgang Groos, der unter anderem bereits „Rennschwein Rudi Rüssel“ und „Die Vampirschwestern“ auf die Leinwand gebracht hat, an den zweiten Teil. Er findet visuell einen ganz eigenen Stil für seine Verfilmung, spielt mit comicartigen Zwischenstücken und traut sich, sich stellenweise weit vom Buch zu entfernen.
So wird zum Beispiel die Rolle des „Boris“, der im Buch nur sehr kurz zu sehen ist, stark ausgebaut und durch Moritz Bleibtreu recht eigenwillig besetzt. Sollte sich jetzt jemand denken, Moritz Bleibtreu spielt halt immer Moritz Bleibtreu, wird er in diesem Film eines besseren belehrt. Komödiantisch, bis an die Grenze des Erträglichen, erinnert er stark an einen jungen Otto Waalkes und bringt vor allem die kleineren Zuschauer herzhaft zum Lachen.
Karoline Herfurth als liebevolle alleinerziehende Mutter, die immer wieder großartig-schrullige Katharina Thalbach, Ursela Monn als hilfsbereite Frau Dahling – sie alle schwatzen sich mit Herz und Berliner Schnauze durch die Geschichte und vermitteln so nebenbei gleich ein bisschen liebevolles Lokalkolorit. In den Nebenrollen darf Oskar statt Anke Engelke diesmal Annette Frier zum Wahnsinn treiben und sogar das ehemalige Topmodel Babara Meier lächelt gekonnt in die Kamera.
Sich neben so viel Prominenz zu behaupten, verlangt eine ganz schöne Leistung von den beiden Jungschauspielern Anton Petzold und Juri Winkler, zumal der arme „Oskar“ ohne seinen Helm („zu auffällig. Ich bin inkognito unterwegs“), gleich noch einen halben Meter kleiner wirkt.
Obwohl, im Gegensatz zum Buch, der kindliche Blick diesmal sogar bis in den verruchten Nachtclub hinein geht, sind viele der „krasseren“ Szenen weggelassen (zum Beispiel, als Oskar darüber doziert, dass die Paprika eigentlich eine Tabakpflanze ist, und Ricos Mutter daraufhin vorschlägt, dann könnten sie sich ja gleich Zigaretten über die Pizza bröseln).
Die schönste Postkarte der Welt durfte zum Glück bleiben und eigentlich fasst diese die Beziehung zwischen Rico und Oskar mit wenigen Worten hervorragend zusammen:
Lieber Rico.
Dein Oskar.
Insgesamt ist in „Rico, Oskar und das Herzgebreche“ alles etwas bunter, etwas quietschiger und slapstickhafter, was vielleicht auch damit zu tun hat, dass es dieses Mal nicht um einen bösen Mann geht, der kleine Kinder entführt. Dadurch scheint der Film eher auch für eine etwas jüngere Klientel konzipiert, die sich köstlich amüsieren dürfte.
Autor: Corinna Gerhards - Kinderzeitung Bremen