In der Geschichte der Erziehung ging es schon immer um Freiheit und Grenzen.
Foto: Peter Bräunig
Kess erziehen
Zunächst hieß das ganz autoritär: Grenzen ohne Freiheit. Später drehte sich das Bild und es hieß stattdessen häufiger: grenzenlose Freiheiten in Form der antiautoritären Erziehung. Jede Kultur, jede Familie hat eigene Verhaltens- und „Spielregeln“. Sie sind wichtig um ein gutes und gelingendes Miteinander zu ermöglichen. Regeln kann man sich wie einen roten Faden durch den Alltag vorstellen. Sie helfen, die Grenzen der Kinder und die der Eltern zu achten, vermindern das Konfliktpotential, fördern die Selbstständigkeit und tragen zu einer guten Familienatmosphäre bei. Eine klar formulierte Regel sagt genau, was wer in einer bestimmten Situation von wem erwartet.
Dabei kommt es auf die Formulierung an. Schauen wir uns mal eine „Regel“ an: „In unserer Familie benehmen sich die Kinder nicht unanständig.“ Was fällt auf? Sie ist nicht eindeutig. „Unanständig“ – Was bedeutet das? Die Regel benennt, was nicht sein soll. Hilfreich ist es aber stattdessen lieber zu sagen, was sein soll. Zudem bezieht sich die Regel nur auf die Kinder. Heißt das, die Eltern dürfen sich unanständig benehmen? Familienregeln wirken dann besonders gut, wenn sie sich auf die ganze Familie beziehen und möglichst alle am Findungsprozess beteiligt waren, also die Familienregel eine wirkliche Vereinbarung ist. „Alle waschen sich vor dem Essen die Hände!“ Hier ist völlig klar, wann, welches Verhalten, von wem erwartet wird.
Am wirksamsten sind Regeln, wenn …
…sie eindeutig sind.
…sie positiv formuliert sind.
…sie fair sind.
…die Konsequenzen der Regelverletzung bekannt sind.
…die Konsequenzen der Regelverletzung für alle gelten (auf die sich die Regel bezieht).
…sie zeitlich begrenzt sind.
…es nur wenige sind.