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Foto: Florian Schreiter
Klinikclowns lenken Kinder vom Krankenhausalltag ab.
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Foto: Dennis Lakomoczyk
Robert Wischeropp 31
Robert arbeitet hauptberuflich in einer Brauerei. In Hannover besucht er in der TuT – Schule für Tanz, Clown und Theater regelmäßig eine Ausbildung zum Clown.
Die Idee der Klinkclowns geht auf den amerikanischen Arzt „Patch“ Adams zurück, der als junger Mann von Depressionen geplagt und mehrfach in psychiatrischer Behandlung war.
Diese Erfahrungen trugen dazu bei, dass Adams Medizin studierte und beschloss Clown zu werden. Allerdings waren viele seiner Professoren der Meinung, Spaßmacher gehörten in den Zirkus und nicht ins Krankenhaus. Das führte zur Gründung der „Clinic-Clowns“ – eine Idee, die sich inzwischen weltweit verbreitet hat. Seit 2004 gibt es die Klinikclowns in Magdeburg. Die Initiative wurde vom Liedermacher Martin Rühmann ins Leben gerufen und seitdem kontinuierlich weiterentwickelt. Auch er engagiert sich als Klinikclown unter dem Namen Clown Wuschel.
Wenn sich Robert Wischeropp die rote Nase aufsetzt, wird er zu Clown Hanno. Als Klinikclown versucht er Kindern auf der Kinderkrebsstation im Universitätsklinikum vom Krankenhausalltag abzulenken. Ein Lächeln gibt den kleinen Patienten oft neue Kraft für ihre schwierige Lebenssituation. Wir unterhielten uns mit Robert.
Was passiert wenn du das Krankenzimmer betrittst?
Wenn ich den Raum betrete, frage ich das Kind meistens erst mal nichts. Ich versuche den Raum irgendwie zu erspüren und herauszufinden was für ein Bedürfnis das Kind hat. Diese versuche ich dann so gut es geht zu erfüllen.
Welche Bedürfnisse haben die Kinder?
Nähe. Verstanden werden. Vor allem aus diesem Negativ-Kosmos heraus zu kommen. Das ist halt so: Das Kind liegt krank da und hat keine Haare mehr, es hat ein Kopftuch um, weil es Krebs hat und die Eltern sitzen daneben und sind meistens auch sehr mitgenommen. In dem Raum herrscht deshalb manchmal eine ziemlich düstere Stimmung und die versuche ich zu verscheuchen.
Wie verscheuchst du die düstere Stimmung?
Ich überlege mir, wie eine Geschichte beginnen könnte. Was könnte passieren? Wie reagiert das Kind auf mich? Darauf aufbauend beginne ich mein Spiel. Sprich, das Kind will zum Beispiel mit dem Clown keinen Kontakt haben. Also bespiele ich erst einmal die Eltern oder ich spiele mit dem Bett oder der Bettdecke. Oder ich mache gar nichts und die Bettdecke greift mich auf einmal an oder ich habe Angst und verstecke mich unter dem Bett. So versuche ich auf Augenhöhe des Kindes zu kommen.
Wie lange dauert ein Auftritt?
Je nach Bedarf. Das längste war eine halbe Stunde. Da hatte ich ein Kind, das wollte überhaupt nicht „beclownt“ werden, das wollte immer nur Karten spielen. Und das haben ich und meine Clownpartnerin dann mit ihm getan.
Wie reagieren die Eltern auf dich?
Die finden das immer ganz toll. Für sie ist das eine Entlastung. Sie versuchen ja auch das Kind von seiner Krankheit abzulenken. Allerdings fällt es ihnen schwer aus dem Schicksal kurz heraus zu treten. Manchmal fange ich an mit den Eltern ein Kinderlied zu singen, mit verkehrtem Text. Das ist für Kinder natürlich sehr lustig, wenn die Eltern das Lied falsch singen müssen. Dann fangen auch die Eltern an zu lachen.
Nehmen dich die Schicksale der Kinder manchmal mit? Wie gehst du damit um?
Manchmal schon. Ich versuche dem Kind das Gefühl zu geben, ey, hier sind noch andere Menschen, du bist nicht allein mit deinem Schicksal. Es gibt Menschen die sich für dich interessieren, die dich mögen, so wie du bist. Wenn das funktioniert, habe ich das Gefühl, ich mache etwas sinnvolles, dann kann ich damit auch umgehen.
Was macht einen Clown aus?
Vor allem die Lebensfreude. Die Lebensfreude ist eine ganz wesentliche Kraft für den Clown.
Stand: Ausgabe Februar/März 2013