Ein Gespräch mit der Schule am Wasserfall über den Inklusionsgedanken und die wirklich wichtigen Dinge im Leben.
Kristin Plumbohm
Förderschule am Wasserfall
In der Welt zurechtkommen, einfach glücklich sein, das ist es worauf es im Leben ankommt. Ganz klar also, dass die Schule am Wasserfall genau das ihren Schützlingen beibringen möchte. Das Besondere, die Kinder haben mit zusätzlichen Herausforderungen zu kämpfen. Sie sind geistig und zum Teil auch körperlich behindert.
„Unsere Schüler nehmen sich allerdings nicht als behindert war, es sind immer Außenstehende oder die Eltern, die das so sehen. Die Kompetenz unserer Schüler wird deshalb auch generell unterschätzt.“, sagt Monika Thorack, pädagogische Mitarbeiterin an der Schule am Wasserfall. Die Förderschule setzt vor allem auf praxisorientierten Unterricht, damit sich die Schüler später bestmöglich im Leben zurechtfinden. „Lesen, schreiben, denken, fühlen, handeln, orientieren - darum geht es uns!“, sagt sie. Besuche in der Berufsschule, gemeinsames Kochen inkl. Erledigung des Einkaufs, Tisch decken und abwaschen sowie regelmäßiger Schwimmunterricht sind Teil des Stundenplans.
Durchschnittlich sind sieben Schüler in einer Klasse. Das macht eine individuelle Förderung möglich. Der Lehrplan ist flexibel und fordert keine verbindlichen Klassenziele ein. Statt einer Bewertung mit Noten gibt es jeweils zum Halb- und Endjahr eines Schuljahres ein Zeugnis mit einer schülerbezogenen Beschreibung der gezeigten Leistungen. „Wir können uns wirklich Zeit für die Kinder nehmen und dadurch auch die nötige Geduld aufbringen, wenn mal etwas nicht auf Anhieb klappt.“, sagt Monika Thorack.
Nach zwölf Schulbesuchsjahren ist die allgemeine Schulpflicht auch an der Schule beendet. Hieran schließt sich oft ein Arbeitsplatz in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung an, aber auch begleitete Stellen auf dem ersten Arbeitsmarkt sind möglich und werden immer stärker gefördert. Den Inklusionsgedanken, der tendenziell dazu führt, dass alle Kinder einheitlich beschult werden, betrachtet Monika Thorack kritisch. „Wir sind noch viele Schritte davon entfernt, bis sich dieser Gedanke umsetzten lässt.“, sagt sie. Denn der generelle Lehrermangel macht auch vor dem besonderen Förderbedarf der Kinder nicht halt. So gibt es viel zu wenig Lehrpersonal, um den Kindern mit Förderbedarf zusätzlichen Halt in den Unterrichtsstunden einer Regelschule zu geben.
Damit besteht die Gefahr, dass die Kinder sich auf Grund der vielen Einflüsse vor der Außenwelt verschließen und ihre Entwicklung stagniert. „Für mich ist es wichtig, dass das Kind selbstständig durchs Leben geht, dabei ist es doch nicht von Bedeutung, welchen Schulabschluss es macht, die Hauptsache ist, es ist glücklich mit dem was es tut.“, sagt Monika Thurack. Die Bedürfnisse und Wünsche der Kinder werden an der Förderschule sehr ernst genommen. Die Hilfe zur Selbsthilfe steht an oberster Stelle. (kp)