Foto: Julia Kloss
Trageberaterin Alice Pechauf
Der Trage-Markt ist groß, nur ein Bruchteil jedoch wirklich empfehlenswert.
14 Jahre lang hat Alice Pechauf als Sozialpädagogin und Trageberaterin in Magdeburg Eltern unterstützt, die ihr Kind tragen möchten. Welche vielfältigen Möglichkeiten es da gibt, verrät sie im Interview.
Welche Vorteile hat es, wenn wir unser Kind tragen?
Sein Baby zu tragen, ist das Natürlichste der Welt! Es wird dem Bedürfnis nach Nähe nachgekommen, eine Voraussetzung für das Überleben. Die Vorteile liegen auf der Hand: Das Kind fühlt sich geborgen durch den vertrauten Geruch, den Herzschlag und die Wärme des Trägers. Außerdem wird der Gleichgewichtssinn durch die Bewegung aktiviert und zeitgleich der Baby-Bauch massiert.
Welche Tragemöglichkeiten gibt es?
Der Trage-Markt ist groß, nur ein Bruchteil jedoch wirklich empfehlenswert. Es gibt klassische Tragetücher, Komforttragen, die vor allem die Väter lieben, aber auch Mischungen aus Tragetuch und Komforttrage. Ein preiswertes Qualitäts-Tragetuch gibt es ab 59 Euro, die meisten Tragehilfen kosten zwischen 100 und 150 Euro, ohne Limit nach oben. Teuer heißt aber nicht unbedingt gut.
Können Kinder auch im Winter getragen werden?
Selbstverständlich. Aber unbedingt unter der Jacke, direkt am Körper! Babys können die eigene Körpertemperatur noch nicht selbst regulieren. Grundsätzlich sollten Eltern ihrem Kind so viel anziehen, wie sie sich selbst ankleiden. Aber lieber dem Zwerg weniger als zu viel anziehen. Später kann man dem Kind immer noch etwas Wärmendes drüberlegen.
Worauf sollten Eltern beim Anlegen der Trage achten?
Erst einmal Ruhe bewahren und das Kind sollte es bequem haben. Sein Gesicht muss zum Körper des Tragenden schauen, da das Kleine sonst, bei Blick in die Laufrichtung, mit Reizen überflutet und sein Rücken in das Hohlkreuz gedrückt wird. Das Köpfchen sollte die Höhe haben, dass der Tragende ihm einen Kuss darauf geben kann. Babys haben einen Rundrücken und eine noch unreife Hüfte. Deshalb sollte ein gutes Tragesystem genau die Haltung unterstützen, die das Kind von allein einnimmt: der Rücken muss sich rundmachen können und die Beine angehockt sein. Der Steg der Trage oder des Tuches muss immer von Kniekehle zu Kniekehle reichen. Die Unterschenkelen dagegen sollen frei beweglich sein. Der Schwerpunkt liegt beim Gesäß des Kindes. (jk)
Wichtig zu wissen:
Die Bauchmuskulatur von Wöchnerinnen ist verschoben und gänzlich schwach. Wer einen Kaiserschnitt hatte, sollte das Tragen erst mal Papi überlassen! Der eigene Körperschwerpunkt liegt im Rumpfbereich. Mit dem Tragen verlagert sich der Schwerpunkt nach oben. Mütter, die ihre Kinder tragen möchten, sollten ein frühzeitiges Training beginnen, um damit auch späteren Schmerzen (Nacken, Rücken, Becken) vorzubeugen.
Hilfreich sind Übungen zur Kräftigung des Schultergürtels und der Bauch- und Rückenmuskulatur – auch über den Rückbildungskurs hinaus. Wer sein Kind trägt, sollte in Standphasen, beispielsweise an einer roten Ampel, darauf achten, die Knie leicht zu beugen und das Becken anzukippen.
Unbedingt vermeiden: Körpergewicht auf eine Seite kippen und auf einem Bein „parken“!
Babys tragen:
Tragetuch
Eltern sollten auf vorhandene Diagonalelastizität achten. Diese erleichtert das Raffen und Nachziehen für die optimale Anpassung an den Säugling. Außerdem sollten die Enden abgeschrägt sein, um das Verknoten zu erleichtern. Gute deutsche Anbieter von Tragetüchern sind zum Beispiel: Didymos oder auch Storchenwiege.
Komforttragen
Von Manduca: Träger und Beckengurte sind gepolstert, passt von Geburt an: Mit dem integrierten Sitzverkleinerer ist das Baby von Anfang an orthopädisch korrekt positioniert.
Von Buzzidil: Die Babytrage hat eine Stegverkleinerung, mit der das Rückenpaneel stufenlos mit dem Baby mitwachsen kann. Bei kleinen Babys (unter 6 Monate) können die Schulterträger am Hüftgurt befestigt werden, damit sich der Rücken abrunden kann.
Von Hoppediz BONDOLINO ® „Klassik“: Diese ergonomische Komforttrage kann von Beginn bis zu einem Gewicht von maximal 20 Kilogramm verwendet werden. Besteht aus dem diagonalelastisch gewebten Stoff eines Tragetuchs für optimalen Sitz.
von Fräulein Hübsch Mei Tai: Diese asiatische Tragehilfe besitzt einen Beckengurt mit stufenlos einstellbarem Steg. Diese Traghilfe ist eine Mischung aus Komforttrage und Tragetuch.