U-Untersuchungen sind wichtig, um herauszufinden, ob das Kind sich altersgerecht entwickelt und gesund aufwächst.
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Vorsorgeuntersuchung
U1-U9 diese geheimnisvolle Zeichenkombination begleitet Eltern bis zum Schuleintritt des Kindes. Hinter der Abkürzung verstecken sich die Kindervorsorgeuntersuchungen, die in abgesteckten Zeitfenstern mit dem Kind wahrgenommen werden sollten. Mögliche Gesundheitsstörungen oder Auffälligkeiten in der Entwicklung des Kindes sollen durch die regelmäßigen Kontrollen rechtzeitig erkannt werden. Je nach Alter des Sprösslings kontrolliert der Kinderarzt unter anderem die Beweglichkeit, Geschicklichkeit, Sprache oder das Gehör. Außerdem können Eltern bei den Terminen Probleme oder Sorgen ansprechen, die die Entwicklung des Kindes möglicherweise hemmen.
Die Ärzte müssen sich für die Kontrollen an vorgeschriebene Richtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und der Krankenkassen halten. Um die Arbeit zu erleichtern, bekommen sie dafür einen Leitfaden ausgehändigt, den sie Schritt für Schritt mit den Eltern durchgehen und ausfüllen. Doch leider klappt das nicht immer zu hundert Prozent. „Wenn die Kinder zu uns zur Einschulungsuntersuchung kommen, müssen wir immer wieder feststellen, dass es Defizite gibt, die im Vorfeld hätten erkannt werden müssen.“, sagt Dr. med. Frank Wagner vom Kinder- und Jugendärztlichen Dienst Magdeburg. Bei 21 Kinderärzten in der Stadt und über 31.000 Kindern unter 18 Jahren ist der Druck auf die Ärzte hoch. Zudem werden die Richtlinien für die Früherkennung von Krankheiten bei Kindern immer wieder überarbeitet. So ist die letzte Änderung im Jahr 2011 in Kraft getreten. Die Frühe Hilfe und die Sprachförderung sind in den vergangenen Jahren bei den Untersuchungen stärker in den Vordergrund gerückt. „Früher hat man zum Beispiel bis zum vierten Lebensjahr nichts gegen eine schlechte Sprachentwicklung unternommen, heute setzen da viele Ärzte schon früher an.“, so Wagner.
Auch das soziale Umfeld der Kinder wird stärker in die Beurteilung des Gesundheitszustandes einbezogen. Gibt es keine logische Begründung für das Ausbleiben des nächsten Entwicklungsschrittes, sollte dem nachgegangen werden. Denn jeder Entwicklungsschritt beeinflusst den folgenden. Ist einer nicht richtig ausgeprägt, wird die Entwicklung gehemmt. Gerade in den ersten zwei Lebensjahren des Kindes werden die Grundpfeiler für die spätere Entwicklung gesetzt. „Man sollte sich bei den Untersuchungen auf den Kinderarzt verlassen können, aber sich auch selbst gut auf die Termine vorbereiten. Denn Eltern können ihr Kind am besten beurteilen. Sie brauchen dafür aber auch ein gutes Bauchgefühl und die nötigen Informationen über die altersgerechte Entwicklung und die Bedürfnisse des Kindes.“, gibt Wagner zu bedenken.
Ein guter Kinderarzt gibt bereits einen Vorblick auf die nächste Untersuchung und sagt Eltern, auf welche Entwicklungsschritte sie bei ihrem Kind bis dahin achten sollten. Es ist aber auch wichtig, sich selbst viel mit dem Kind zu beschäftigen und es gleichzeitig nicht mit Angeboten zu überfrachten. „Gemeinsames Spielen ist zum Beispiel viel besser, als nur ein Überangebot an Spielzeug bereitzustellen, mit dem sich das Kind selbst beschäftigen muss. Auch Kuschelabende mit den Eltern sind wertvoller, als vor dem Fernseher zu sitzen und sich berieseln zu lassen.“, so Dr. Wagner. Die bewussten Momente mit dem Kind geben Zeit zum Beobachten, gemeinsamen Spielen und Wiederholen von Dingen. Nur so vernetzen sich die Nervenzellen im Kopf des Kindes, die die positive Ent-wicklung fördern.
TIPP: Einige Krankenkassen bieten neben den regulären U-Untersuchungen auch zusätzliche Leistungen an, die das soziale Umfeld des Kindes in die Vorsorgeuntersuchung einbeziehen und eine intensivere Kontrolle des Arztes zusätzlich fördern. Es lohnt sich also, sich bei den Kassen über solche kostenlosen Zusatzleistungen zu informieren.
Was passiert wann?
Die U-Untersuchungen bieten Eltern die Möglichkeit, Probleme mit dem Kinderarzt zu besprechen, Fragen zu stellen und den Entwicklungsstand des Kindes gemeinsam zu betrachten.
Schon unmittelbar nach der Geburt steht die erste Untersuchung auf dem Plan: Hauptbestandteil bei der U1 ist der APGAR-Test. Die Bezeichnung setzt sich aus den Wörtern Atmung, Puls, Grundhaltung, Aussehen und Reflexen zusammen. Der Arzt prüft vor allem Atmung, Herzschlag, Muskelspannung, Hautfarbe, Reflexe und achtet auf aktive Bewegungen. Er sieht auch nach Geburtsverletzungen und Missbildungen des Babys. Nach der Geburt werden Eltern außerdem über eine Blutuntersuchung informiert, die in den nächsten drei Tagen beim Kind durchgeführt wird. Diese ist wichtig, um einige Stoffwechselerkrankungen rechtzeitig zu erkennen, die nur bei sofortiger Behandlung ohne spätere Folgen bleiben. Für diese Blutuntersuchung wird dem Neugeborenen aus der Ferse oder aus einer Vene ein kleiner Blutstropfen entnommen. Außerdem gibt es Informatioenn zum sogenannten Neugeborenen-Hörscreening.
Die U2 findet zwischen dem 3. und 10. Lebenstag statt. Sie beinhaltet eine gründliche Untersuchung von Kopf bis Fuß. Es werden die Reflexe des Säuglings getestet. Falls die Blutentnahme zur Feststellung bestimmter Stoffwechselstörungen noch nicht gemacht wurde, wird diese jetzt durchgeführt. Wenn die U2 in der kinderärztlichen Praxis durchgeführt wird, ist es wichtig, auf einen Termin so früh wie möglich zu bestehen, denn die Blutuntersuchung muss spätestens bis zum vollendeten dritten Lebenstag erfolgen. Andernfalls kann es für die Abwehr der schwerwiegendsten Folgen einiger Erkrankungen zu spät sein. Der Kinderarzt spricht über die Rachitis-Vorbeugung durch Vitamin D und die Vorbeugung von Karies durch Fluorid. Zudem erhalten die Eltern Informationen über das Stillen, die Vorbeugung von Allergien sowie den plötzlichen Säuglingstod.
In der 4. bis 6. Lebenswoche ist die nächste Untersuchung vorgesehen. Bei der U3 prüft der Arzt, ob sich das Baby altersgemäß entwickelt. Er erkundigt sich außerdem nach dem Gedeihen und der Ernährung des Kindes. Insbesondere prüft er auch dessen Augenreaktionen und das Hörvermögen.
Das Nervensystem steht im Mittelpunkt der U4, die im 3. oder 4. Lebensmonat vorgesehen ist. Kann das Baby bereits greifen, folgt es mit den Augen einem Gegenstand und reagiert es auf Geräusche? Bei der U4 wird das Kind auch zum ersten Mal geimpft.
Die U5 steht im 6. bis 7. Lebensmonat auf dem Plan. Dabei wird überprüft, ob sich das Kind altersgemäß verhält. Darüber hinaus werden Seh- und Hörvermögen, Körperhaltung und Beweglichkeit kontrolliert.
Bei der U6 findet eine allgemeine körperliche Untersuchung statt. Der Arzt achtet außerdem auf die geistige Entwicklung des Kindes und untersucht die Sinnesorgane.
Bis zur Volljährigkeit folgen acht weitere Untersuchungen, die in jedem Fall wahrgenommen werden sollten, um die Gesundheit des Kindes zu stärken.