Jeden Abend spielt sich das gleiche Ritual ab. Fünf Minuten bevor der Dom seine Türen schließt, schreitet der Küster, der Kirchenwart, durch das hohe Kirchenschiff und singt mit melodischem Bass in die Stille hinein: „Der Dom wird abgeschlossen“. Den Moment muss man erlebt haben, vor allem, wenn man gemeinsam mit den Kindern auf Entdeckungsreise durch Magdeburgs steinernes Wahrzeichen ist.
Ebenso wie den markanten Ruf, kann man vorher die kühle Stille in sich aufnehmen, die sich unter den mächtigen Kreuzgewölben des Hauptschiffs breit macht. Mit 120 Metern Länge und 33 Metern Höhe ist dieses Gewölbe ganz nebenbei der größte Kirchenbau Mitteldeutschlands. Der Ruf des Küsters dringt bis in die hintersten Winkel des Chorumgangs, dort wo der Sarkophag der Königin Editha seinen Platz hat und hallt selbst bis hinunter in die Krypta des Doms. Dort findet man Teile des Mosaikbodens aus dem ottonischen Vorgängerbau.
Beim Stadtbrand von 1207 war genau dieser ottonische Dom niedergebrandt, zwei Jahre später begann man mit dem kühnen Neubau, aber es sollten Jahrhunderte bis zur Fertigstellung vergehen. Insgesamt waren es 311 Jahre, bis der Dom 1520 mit dem Aufsetzen der Steinblume auf dem Südturm endlich vollendet war. Für den Bau des Doms hatte Kaiser Otto gesorgt. Nachdem er 962 zum ersten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gekrönt worden war, dauerte es nur sechs Jahre, bis er seine Lieblingspfalz zum Erzbistum erhoben hatte, ein besonderes Privileg, denn Magdeburg wurde damit Hauptstadt eines großen kirchlichen Verwaltungsbezirks und nur in solchen Hauptstädten hießen die Kirchen Dome.
Seit 1520 also ragen die Türme über der Stadt und mehr als einmal stand der Dom im Brennpunkt des Geschehens. 1631, als Magdeburg von den kaiserlich-katholischen Truppen unter Tilly gestürmt wurde und die Stadt niederbrannte, blieben lediglich der Dom und die in ihm Schutz suchenden Bewohner wie durch ein Wunder verschont. Später überstand der Dom eine achtjährige Umwidmung zum Pferdestall für die napoleonische Kavallerie ebenso wie die Bombenangriffe der Alliierten im II. Weltkrieg.
Erst 2008 wurde die von Fliegerbomben zerstörte Hauptorgel wieder durch einen Neubau ersetzt. Weil der Dom zu seiner Erhaltung im Grunde eine immerwährende Baustelle ist, lassen sich derzeit die über 100 Meter hohen Türme leider nicht besteigen. Aber auch am Boden gibt es viel zu entdecken, ein paar spezielle Vorschläge sind hier aufgeführt. (ce)
Heilig-Grab-Kapelle
In der sechzehneckigen Kapelle sitzen die Steinskulpturen eines Herrscherpaars. Für die Magdeburger ist völlig klar, dass es sich dabei um König Otto I. und seine Königin Editha handeln muss. Symbolisch hält Otto 19 Tonnen Gold in der rechten Hand und stiftet es seinem Moritzkloster.
Heiliger Mauritius / Heilige Katharina
Der Dom hat zwei Schutzpatrone. Beiden begegnet man im Chor. Die Skulptur des heiligen Mauritius mit Kettenhemd und Kettenhelm steht der Heiligen Katharina aus Alexandrien gegenüber. Mauritius war Legionär in der römischen Armee und wird mit Lanze, Schild und Schwert dargestellt. Es ist übrigens die älteste Darstellung eines Schwarzafrikaners in Nordeuropa.
Sarkophag der Königin Editha
Im äußersten Bogen des Chorumgangs steht der Steinsarkophag der Königin Editha. Auf dem Deckel ist eine steinerne Halbplastik der Königin zu sehen. Erst 2008 entdeckte man bei Grabungen unter dem Grabmal einen Bleisarg, in dem sich sterbliche Überreste der Editha befanden, 2010 wurde sie in einem neuen Titan-Silber-Sarg nochmals bestattet.
Die klugen und die törichten Jungfrauen
Die Klugen Jungfrauen sind gut vorbereitet, tragen volle Öllampen, um den Bräutigam zur Hochzeit zu geleiten. Die törichten Jungfrauen hingegen verpassen mit leeren Lampen ihre Chance. Das Sinnbild deutet den Bräutigam Christus und die Hochzeit als das Leben bei Gott. Heilige Lanze Neben dem Chorgestühl ist eine Replik der Heiligen Lanze des Mauritius aufgestellt. Der Legende nach soll sie geheime Kräfte haben. Wer sie im Kampf führt, der wird siegen. So soll Otto der Große die Lanze 955 bei der Schlacht auf dem Lechfeld gegen die Ungarn getragen haben. Er siegte damals!
Sarkophag Kaiser Ottos I.
Unter der schmucklosen Marmorplatte befindet sich ein Holzkasten, in dem die Gebeine von Kaiser Otto I. ruhen.
Direkt neben dem Magdeburger Dom, gegenüber der beiden Türme, befindet sich seit 2018 das Dommuseum Ottonianum. Thematische Schwerpunkte des Museums sind Kaiser Otto der Große (912–973) mit Königin Editha (910–946), das Erzbistum Magdeburg und die archäologischen Forschungen in und am Dom.
Tipp: Für Kindergruppen werden nach Vereinbarung besondere Kinderführungen angeboten.
Öffentliche Führungen gibt es jeden Montag um 14 Uhr, Dienstag bis Samstag um 14 und 16 Uhr sowie jeden Sonntag um 11.30 und 14 Uhr. Treff ist am Kartentisch.
Turmführungen werden jeden Freitag 16 Uhr, jeden Samstag 15 Uhr und jeden Sonntag um 12 Uhr angeboten. Hierfür empfiehlt sich eine vorherige Anmeldung über das Dombüro unter Tel. 0391-5410436.