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Wandern mit der Familie bedeutet, mehr Zeit und Pausen einzuplanen.
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Da gehts lang.
Ein paar Tipps für erfolgreiche Familienausflüge zu Fuß
Wann sind wir endlich da? Ich habe solchen Durst! Meine Füße tun weh ... Wanderfreudige Eltern können ein Lied davon singen, welche Tricks gelegentlich nötig sind, um ihre Kinder auf Touren durch Wälder und Wiesen bei Laune zu halten. Andere scheitern schon bei dem Versuch, die Kleinen für gemeinsame Wanderungen zu begeistern, dabei ist Bewegung im Freien doch so gesund. Schade, denn gemeinsame Familienausflüge steigern das Wir-Gefühl im Familienteam und machen außerdem Spaß, wenn man ein paar Regeln beherzigt.
Besser die kürzere Strecke
Vorbereitung ist die halbe Miete. Das fängt bei der Auswahl der Wanderroute an. Kinder bewegen sich grundsätzlich gern, aber es geht ihnen nie darum (im Gegensatz zu ehrgeizigen Eltern!), möglichst viele Kilometer abzulaufen. Auch sollten die Großen bedenken, dass Kinder die gesamte Strecke oft doppelt zurücklegen. Sie laufen zwischen den einzelnen Mitgliedern der Wandergruppe hin- und her oder weichen seitlich in den Wald ab. Wer am Ende der langen Strecke wegen die Kinder antreiben muss, um im Zeitlimit zu bleiben, verdirbt Ihnen garantiert die Laune und die Lust auf weitere Wanderungen. Deshalb ist gerade für Anfänger die kürzere Route die bessere. Auch über die Beschaffenheit der Strecke sollten sich die Eltern im Voraus informieren. Für Kinder gibt es nichts Langweiligeres als gut ausgebaute Forstwege. Wenn es dagegen so richtig über Stock und Stein geht, sind auch die Kleineren oft kaum zu bremsen.
Die richtige Ausrüstung
Was gehört in den Wanderrucksack? Eine anständige Brotzeit, Getränke und kleine Snacks natürlich, denn Kinder haben immer dann Hunger oder Durst, wenn weit und breit weder Kiosk noch Gaststätte zu sehen sind. Außerdem kann ein zünftiges Picknick zum Höhepunkt jeden Ausflugs werden. Mit dem richtigen Schuhen wandert es sich besser. Bequem und gut eingelaufen soll der Wanderschuh sein, eine Profilsohle haben. Für Bergwanderungen im Harz sind Knöchel umfassende Schuhe ein Muss. Da Kinder schneller frieren und schwitzen als Erwachsene, tragen sie am besten "Zwiebellook", damit sie sich bei Bedarf häuten können. Und gerade in den Bergen kann das Wetter blitzschnell umschlagen.
Der Weg ist das Ziel
Dass Erwachsene allein wegen der schönen Aussicht die steilsten Berge wie die Brockenstraße im Harz hinauflaufen, ist Kindern nicht einsichtig. Als Alternative ist man dann besser auf eine und wenn es schon eine Aussicht sein soll, dann eine an der man auch ein wenig klettern kann wie auf der wilden Felswelt der Hohneklippen oberhalb von Drei-Annen-Hohne. Hilfreich ist auch eine Wendepunktstrecke mit einem spannenden Ziel. Das kann eine Burg (z.B. Burg Falkenstein im Selketal) oder eine Klosteranlage (z.B. Die Huysburg im Huy), ein Gaststätte (z.B. Der Leuchtturm in Gerwisch) oder ein romantischer Ort (Die Quickbornquelle bei Hohenwarthe) sein. Doch in Regel gilt: Der Weg ist das Ziel. Das Erlebnis kommt vor dem Ergebnis. Für die kleinen Attraktionen am Wegesrand muss reichlich Zeit eingerechnet werden. Es muss Zeit bleiben, um die Steine im Flussbett der Steinernen Renne zu untersuchen, zum Balancieren auf Baumstämmen, um Käfer und Pflanzen im wahrsten Sinne des Wortes unter die Lupe zu nehmen. Wenn man sich auf den Kinderblick einlässt, der Flusskiesel in Edelsteine verwandelt und Blätter in Kunstwerke, findet man selber auch wieder ein Stück Magie im Alltag.
Spiele für die Motivation
Kommt auf längeren Strecken trotz bester Planung die Motivation abhanden, sorgen Ratespiele und Sammelaktionen (Tannenzapfen, Blätter, Steine) für Abwechslung. Bauen Sie eine Runde Verstecken im Wald ein, ein Ballspiel auf der Wiese.
Oder haben Sie schon einmal versucht, gemeinsam eine Geschichte zu erzählen? Von Waldschraten oder Berggeister, von Feen oder Wichteln? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ein Pflanzenbestimmungsbuch gehört in den Rucksack, wenn Schulkinder mit von der Partie sind. Erklären sie die Wanderung zur Forschungsexpedition. Wer entdeckt als erster eine Silberdistel? Ist der Fingerhut giftig oder nicht? Und wie heißt die hübsche blaue Blume dort? Entscheidend ist, dass sie die Natur wie echte Forscher erkunden können.
Sind so kleine Füße
Wie man den Weg an Alter und Leistungsvermögen der Kinder anpasst.
Im Kleinkindalter (1 Jahr alt) wenn Kinder schon allein sitzen können, kann man sie in einer Kraxe auf dem Rücken mit auf Wanderung nehmen. Da sie sich darin allerdings nur sehr wenig bewegen können, müssen viele Pausen eingelegt werden. Insgesamt sollte die Tour nicht länger als drei bis vier Stunden dauern. Wanderwege, die Können und Trittsicherheit voraussetzen, sollten nur von Eltern gewählt werden, die bergerfahren sind. Denn mit der Kraxe und dem Kind auf dem Rücken steigen die Anforderungen an den Wanderer.
Ältere Kleinkinder (2 bis 3 Jahre)
können kleinere Abschnitte schon selbst laufen, müssen aber zwischendurch ebenso getragen oder mit dem Kinderwagen gefahren werden. Das schränkt die Wahl der Wege ein.
Mittelalte Kinder (3 bis 6 Jahre)
können bis zu vier Stunden Tagestouren mitwandern. Dabei sollten Spass und Abenteuer nicht zu kurz kommen. Wichtig sind genügend Pausen, in denen auch gespielt werden kann. Erlebniswanderwege sind ideal für Kinder in diesem Alter.
Kinder im Schulalter (6 bis 10 Jahre)
haben bereits ein deutlich verbesserte Ausdauer. Tagestouren mit einer Gehzeit von bis zu fünf Stunden sind für Sechs- bis Zehnjährige machbar. Auch steile Abschnitte oder Kraxelstellen können mit ihnen überwunden werden.
Ältere Kinder (ab 10 Jahren)
können anspruchsvollere Routen ausgesucht werden. Geübte Kinder haben Spass an Mehrtagestouren oder Wanderungen über kurze Gletscherabschnitte und Kletterstücke. Für alle anderen gilt: Eine Gehzeit von sechs bis sieben Stunden sollte nicht überschritten werden.
Stand: Ausgabe Oktober/November 2012