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Foto: Conrad Engelhardt
Mit dem Indianerkanu geht es auf Entdeckungstour.
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Grafik: Christian Gramm
Tour 1
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Grafik: Christian Gramm
Tour 2
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Foto: Conrad Engelhardt
Wehr bei Meseberg
Weiterfahrt erst nach Umtragen des Bootes möglich
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Foto: Jens Rathke
Gänse schnattern am Wegesrand
Der Morgendunst liegt noch über den Wiesen. Alles ist still, nur ein Kranich zieht lautlos seine Bahn und das Wasser der vorbeifließenden Ohre gluckst leise vor sich hin. Hier, gut zwei Kilometer hinter Wolmirstedt, mäandert das Flüsschen in großen Schwüngen durch die Landschaft. Der Wiesenrand bietet schöne Plätze zum »Anker werfen«. Über dem Nachtlager wackelt, wie es sich für eine Piratentour gehört, die Totenkopffahne im Wind. Auf dem dicken Rumpf des Indianerkanus hat sich indess über Nacht eine dicke Schicht Tau gebildet.
Grafik: Christian Gramm
Tour 1
Start der zweitägigen Abenteuertour im Indianerkanu war einen Tag zuvor im Dörfchen Hillersleben. Auf einer rostigen alten Straßenbrücke führt hier die Landstraße über den Fluss und der nebenliegende kleine Park mit sanft zum Fluss abfallenden Wiesen eignet sich perfekt zum Antransport des Bootes und zum Einsetzen in die Ohre. Mit stabilen Schaumkissen war das Boot zuvor auf dem Autodach verspannt. Keine 20 Minuten Fahrweg ist man hier am Südrand der Colbitzer Heide von der Großstadt Magdeburg entfernt und doch wartet hier echte »Wildnis«.
Vom Drömling, an der Landesgrenze zu Niedersachsen kommend, durchquert die Ohre den Bördekreis, streift dabei die Städtchen Haldensleben und Wolmirstedt. »Es ist ein frisch und helles Wasser, welches aber zu Ende des Drömlings bis zur Elbe eine andere Couleur bekommt. Bis dahin ist der Fluß noch ziemlich schwach, doch größer denn 2. Bäche, und fliesset ziemlich schnell«, schrieb Samuel Walther in seinen Naturbeobachtungen von 1737. Heute ist es eher ein still sich dahinwindendes Flüsschen ohne erkennbares Gefälle, das im Sommer zum Verkrauten neigt. Es eignet sich wunderbar für eine kleine Entdeckungstour mit Kindern, denn der Fluss ist bis auf einzelne Bereiche vor den Wehren so flach, dass keine große Gefahr besteht. Es versteht sich, dass kleinere Kinder dennoch Schwimmwesten tragen sollten.
Ziel unserer eineinhalbtägigen Tour ist die Straßenbrücke zwischen Heinrichsberg und Loitsche. Auf den 21 Kilometern recht abwechslungsreicher Flussstrecke hat man dreimal Wehre zu überwinden. Die Umtragstrecken sind allesamt einfach und auch mit kleiner Mannschaft zu schaffen. Eine Strömung gibt es in der Ohre im Unterschied etwa zur schnell dahinfließenden Bode kaum. Die Ufer sind zumeist dicht mit Schilf und hochgeschossenem Kraut zugewuchert und bieten guten Windschutz, hier und da liegt ein abgestorbener Baum und grüßt mit silbrig-dürren Ästen.
Der Fluss ist Erlebnis pur. Ständig gibt es etwas zu sehen und entdecken: Gänse schnattern am Wegesrand, hier muss eine Straßenbrücke unterquert werden, dort sind die Dächer eines nahen Dorfes zu entdecken. Hinter der nächsten Biegung hört man dann das geheimnisvolle Rauschen des ersten Wehres. Weiße Betonpfeiler im Fluss markieren die Schwelle. Das Wasser stürzt in Kaskaden gut einen halben Meter abwärts. Eine Weiterfahrt ist unmöglich, Boote müssen um das Wehr getragen werden. Die niedergetrampelte Ausstiegsstelle ist im Ufergras gut erkennbar - wir sind also offenbar nicht die ersten Entdecker auf dem Fluss.
Am frühen Nachmittag bieten sich die altersschwachen Bootsstege einer Naherholungs- Siedlung für eine Rast an. Das passt, denn je nach Alter der Kinder ist ein regelmäßiger Wechsel zwischen Bewegung an Land und Sitzen im Boot sinnvoll. Über die Wiesen hinweg grüßt der Kirchturm von Samswegen, im Ufergras finden sich Schätze wie die Flaumfedern von Schwänen.
Im Laufe des Tages kommen noch zwei weitere Wehranlagen, die sich beide ohne Mühen umtragen lassen. An einer wurde mit viel Aufwand eine Fischtreppe gemauert, nur Fische sind keine unterwegs, da nützt auch der bereitgehaltene Kescher nichts. Der daneben eingerichtete Rastplatz mit Tischen und Bänken ist auch für fahhradfahrende Landratten erreichbar. Vor dem letzten Wehr unterquert man noch die vierspurige Bundesstraße 189. Die breit ausladenden Betonplatten ergeben eine wundervolle Grotte der Moderne: während oben die Autos hinweg rasen, hört man unten den vielfach zurückgeworfenen donnernden Hall. Es ist ein perfekter Platz für den spontan ausgerufenen Wettbewerb um den lautesten Schrei! Natürlich kann den nur ein Kind gewinnen.
Die ersten Dächer von Wolmirstedt grüßen über den Uferrand. Im 11. Jahrhundert lag die germanische Siedlung namens Walmerstidi noch am Zusammenfluss von Ohre und Elbe. Innerhalb der letzten tausend Jahre hat sich die Elbe aber mehrfach ein neues Bett gesucht und liegt heute mehrere Kilometer entfernt. Zwischen niedrig hingeduckten Häusern und dem historischen Burgberg zwängt sich die Ohre durch den Ort. Größtes Spektakel ist die Eisenbahnbrücke über die alle Nase lang Züge vorbeifahren. Hinter Wolmirstedt wird es schnell wieder ruhig. Bis Loitsche warten noch wunderbar verschlungene Windungen im tief eingeschnittenen Flußbett. Dort ist die Fahrt zu Ende, der Abschnitt von hier bis zur Mündung in Rogätz ist für Wasserwanderer leider gesperrt. (ce)
Wehrhafte Flüsse
Vor allem die kleineren Flüsse sind häufig von Wehren durchzogen, die das Wasser aufstauen und bei einer Kanutour umtragen werden müssen. Da unterscheidet sich der Oberlauf der Saale nicht von der Bode, der Unstrut oder der Ohre. Der Aufwand zum Umtragen der Wehre ist zumeist gering, in Einzelfällen kann es aber auch längerer Wege und entsprechenden Aufwand bedeuten. Das gilt erst recht, wenn die Wehre kurz hintereinander kommen: allein im Stadtgebiet von Jena im oberen Lauf der Saale gibt es auf kürzester Strecke drei davon. Ein Trost: für Kinder ist der mit dem Umsetzen des Bootes verbundene Landgang meist eine willkommene Abwechslung.
Grafik: Christian Gramm
Tour 2
Hilfreiche Tipps für Landratten bei der Organisation eines Kanuabenteuers.
Ein Kanuabenteuer ist leichter organisiert, als man auf den ersten Blick denken mag. Gleich mehrere Anbieter in der Region bieten Leihkanus an, dort bekommt man auch Schwimmwesten für die Kinder. Sie geben auch viele Tipps zu Strecken und beantworten offene Fragen. Für den Transport des Bootes benötigt man noch nicht einmal einen Dachgepäckträger. Zu den Kanus bekommt man Boots träger aus Schaumstoff, die direkt auf das Autodach gelegt werden können. Für eine Fahrt mit Kindern eignen sich am besten offene Indianerkanus mit Stechpaddeln. So haben sie ein Maß an Bewegungsfreiheit und das Boot lässt sich auch mit dem einen Paddel des Steuermanns fahren.
Für die Ausrüstung gilt als grundsätzliche Regel: so wenig wie möglich mitnehmen! Spätestens wenn ein Wehr zu umtragen ist, wird man verstehen warum. Die drei wichtigsten Dinge sind Trinken, Regenzeug und wasserfeste Schuhe (Gummischuhe, Badelatschen, Plastesandalen). Das Gepäck kommt am besten in wasserdichte Säcke, so übersteht es das sich gelegentlich im Kiel sammelnde Trop- und Spritzwasser. Überlegenswert für Naturbeobachtungen wäre ein kleines Fernglas. So kommt man den Wasservögeln viel näher und entdeckt mit etwas Glück auch ein paar äußerst neugierige Bisamratten.
Kanutour planen
Kanuvermietung / geführte Touren
Tagesmieten liegen um die 20 Euro, Wochenendpauschale (Freitagmittag bis Montagabend inklusive Schwimmwesten) um 55 Euro. Vor allem in der Ferienzeit sollte man rechtzeitig vorbestellen.
Der Aussteiger, Tel: 0391/620 95 85 www.aussteiger-shop.com
Biber Kanutouristik, Tel: 0163/4703710 www.biber-kanutouristik.de
Kanukontor Heinrichsberg, Tel: 039201/70342 www.kanukontor.de
Fahrtvorbereitung
Die speziellen Wasserwanderkarten sind äußerst hilfreich. Darauf sind beispielsweise die jeweiligen Wehre detailliert beschrieben.
Ausrüstung
Wasserfeste Schuhe (wichtig beim Umtragen der Boote), ausreichend zu Trinken, wasser fester Materialsack, Antimückenspray, Sonnenschutz, Taschenmesser, eventuell Kescher
Outtour
Outtour Kanu
Kanufahren in der Region Saale-Unstrut
Steile Weinberge prägen das Landschaftsbild. Naturbeobachtungen stehen im Mittelpunkt und natürlich die Schlösser und Burgen auf den schroffen Felsen hoch oben über den klaren Wassern. Badepausen bieten sich an und sorgen für Abkühlung an heißen Tagen.
Als ansässiger Veranstalter für Kanutouren auf Saale und Unstrut steht mit "OUTTOUR" ein professioneller Partner zur Seite. "OUTTOUR" wird of gefragt, ab welchem Alter Kinder paddeln dürfen. Viele denken, dass man zunächst schwimmen können muss. Dem ist aber nicht so. Es geht vielmehr immer um das individuelle Empfinden von Eltern und Kindern. Die Experten empfehlen Kurzstrecken mit ausreichend Möglichkeiten für Landgänge. Mit einer Decke im Boot, Spielzeug und einem Vorlesebuch kommt bestimmt keine Langeweile auf. Etwas zu Essen und zu trinken sollte natürlich auch nicht fehlen.
Für die ganz kleinen werden Holzlöffel zu Paddeln umfunktioniert. Damit haben auch die Zwerge schon etwas in der Hand und dürfen mitpaddeln. Natürlich gehören passende Schwimmwesten für Große und Kleine zur Ausrüstung. Kleinkinder erhalten leuchtende Westen mit Kragen und Schrittgurt. Eine kindgerechte Einweisung und Kartenmaterial sowie wasserdichte Behälter sind Standard.
Outtour, Kanustation & Tipidorf a.d. Unstrut, 06636 Laucha / OT Kirchscheidungen, Tel.: 034462–6019 51 www.outtour.de